Mit etwas Verspätung nahm Kurt Liechti (Jg. 1953) seine Lehre bei der Automontage Schinznach in Angriff. Seinem Beruf ist er dann aber bis zur Pensionierung treu geblieben.
Herr Liechti, von 1968 bis 1972 waren Sie Lehrling in der Automontage Schinznach. Welche Erinnerung haben Sie noch an den Anfang?
Kurt Liechti: Ich weiss noch, dass ich damals in Beinwil am See wohnte und mit dem Bus nach Schinznach Bad fuhr. In den ersten acht Monaten lernten wir zuerst in Othmarsingen grundlegende Arbeitsverfahren kennen und übten sie ein. Erst anschliessend fing unsere eigentliche Ausbildungszeit in Schinznach an.
Wie war der Ablauf der Lehre?
Jeder Lehrling durchlief jede Abteilung, so dass man am Schluss überall war und alles konnte. Der Zufall wollte es bei mir, dass ich in der Abteilung von Hans Hossle anfing, wo die Kisten mit den Autoteilen aus dem USA in Empfang genommen und die einzelnen Bestandteile überprüft und kontrolliert wurden. Das heisst, dass meine Lehrzeit den genau gleichen Ablauf hatte wie die Teile, die am Schluss die Automontage als fertige Fahrzeuge verliessen.
Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, bei der Automontage die Lehre zu machen?
Ich hatte schon als Jugendlicher einen Autofimmel, der mich bis heute nicht losgelassen hat. Ausserdem war ich damals in der Berufsberatung, wo mir die Lehre bei der Automontage ans Herz gelegt wurde. Aber weil ich zu spät dran war und alle Lehrlingsplätze schon besetzt waren, musste ich in der Montage anfangen. Geplant war, dass ich dort ein Jahr blieb, bis ich dann in den nächsten Lehrlingsjahrgang einsteigen konnte. Aber weil einer der 19 Lehrlinge nach drei Monaten aufhörte, war es mir möglich, für ihn nachzurücken. Natürlich musste ich den ganzen Lehrstoff, den meine Kollegen schon durchgenommen hatten, nachholen. Aber ich hatte viel Freude an der Arbeit, denn ich konnte mein Hobby zum Beruf machen und habe erst noch etwas damit verdient.
Was nahmen Sie aus der Lehre für Ihre Zukunft mit?
Wir bekamen von unseren Vorgesetzten einen Arbeitsethos vermittelt, von dem ich später in meiner ganzen Berufslaufbahn profitieren konnte. Und wir lernten, sehr präzise zu arbeiten. Da wurden keine Ausnahmen oder Schludrigkeiten geduldet. Mit der Zeit bekamen wir Routine, so dass das genaue Arbeiten völlig selbstverständlich wurde. Die Ausbildung bei der Automontage Schinznach war wohl das Beste auf diesem Gebiet, das es damals gab. Sehr gut gefallen hat mir zum Beispiel, als ich die Armaturenbretter zusammenbauen konnte. Auch die Scheiben einzusetzen, machte mir viel Spass.
An was erinnern Sie sich besonders?
Wir hatten fachlich kompetente Lehrmeister, die für uns absolute Respektpersonen waren. Und ich kann mich an eine eigentlich kleine Belohnung erinnern, die bei uns aber sehr beliebt war: Wer gute Arbeite ablieferte, durfte den Testfahrer Arthur Blank begleiten. So eine Probefahrt in der Umgebung von Schinznach, zum Beispiel auf den Bözberg, war ein absolutes Highlight und eine schöne Abwechslung für uns. Wir montierten pro Tag sieben Autos, die alle vor der Auslieferung von Arthur Blank getestet wurden.
Wohin führte Sie Ihre berufliche Laufbahn nach der Lehre?
Ich blieb meinem erlernten Beruf bis zur Pensionierung treu. Zuerst arbeitete ich in Mosen bis zur Rekrutenschule in einer Spenglerei/Malerei. Dort verdiente ich 1900 CHF im Monat. Später war ich in Spreitenbach angestellt, dann in Zürich, wo ich mit Nutzfahrzeugen zu tun hatte. Während einer Saison war ich in Zermatt im Einsatz und präparierte mit einem Ratrac die Skipisten. Über eine weitere Anstellung in Zürich kam ich nach Aarau, wohin mich Walter Greub, ein ehemaliger Lehrlingsbetreuer in der Automontage, holte. Er hatte dort eine Spenglerei übernommen und stellte mich als Vorarbeiter und für den Abschleppdienst an. Weitere Stationen waren Betriebe in Buchs, Hunzenschwil und Sursee. In dieser Zeit machte ich auch noch die Meisterprüfung. Ab 1997 arbeitete ich 15 Jahre lang selbständig als Einmannbetrieb in Hochdorf, ehe ich die letzten Jahre bis zur Pensionierung noch in einem Spenglerei-Malerei-Betrieb in Hitzkirch angestellt war.
Verbindet Sie noch etwas mit der AMAG?
Direkt nicht, aber ich habe noch regelmässig Kontakt mit den alten Kollegen von der Automontage Schinznach. Und ich fahre einen VW T5, der mich zuverlässig bei der Ausübung meiner Hobbys du auf den Reisen begleitet. Heute fische ich viel, bin mit dem Mountainbike unterwegs und segle. Mit meinem Boot in der Fireball-Klasse (5 Meter lang, 1,4 Meter breit, 92 Kilogramm schwer) nehme ich an internationalen Regatten (Calais, Irland) teil und war auch schon an Weltmeisterschaften dabei, zum Beispiel 2012 in Australien.