«Ich schätzte die Vielseitigkeit unserer Ausbildung»

Paul Hediger absolvierte in der Automontage Schinznach die vierjährige Lehre zum Karosseriespengler. Damit ging damals sein Wunsch, im Autogewerbe zu arbeiten, in Erfüllung.
Paul Hedinger

Paul Hediger kann sich noch gut erinnern...

Herr Hediger, wann haben Sie in der Automontage Schinznach gearbeitet?

Paul Hediger: Meine Lehre als Karosseriespengler bei der Automontage Schinznach habe ich in den Jahren 1966 bis 1970 absolviert. Während der ersten neun Monate durften wir in der Werkschule Othmarsingen die grundlegenden metallverarbeitenden Arbeitstechniken erlernen. Jeder Arbeitsprozess wurde zuerst ausführlich theoretisch erklärt, anschliessend konnten wir diese Techniken in den sehr gut eingerichteten Werkräumen üben und umfassend anwenden.

Was lernten Sie genau in der Ausbildung, das Sie dann in der Automontage anwenden konnten?

Anreissen, Körnen, Sägen, Feilen, Bohren, Gewindeschneiden, Schmieden, Schweissen, Löten, Bördeln, Abkanten, um nur die wichtigsten Arbeitsprozesse zu erwähnen. Ungewöhnlich für diese Zeit war auch, dass wir in diesen neun Monaten zweimal pro Woche, während der Arbeitszeit, auf dem nahen Fussballplatz Sport treiben durften.

Wie sind Sie zur AMAG gekommen?

Ich wollte unbedingt eine Ausbildung im Automobilgewerbe absolvieren. Mein Nachbar, Willi Seiler, der in der damaligen Automontage arbeitete, machte mich auf die Lehrstellen in Schinznach aufmerksam. Wir mussten eine Aufnahmeprüfung ablegen, und anschliessend wurden 15 bis 18 Lehrlinge pro Lehrjahr aufgenommen, die eine dreimonatige Probezeit zu bestehen hatten.

Welche Besonderheiten gab es bei Ihrer Arbeit?

Besonders schätzte ich die Vielseitigkeit an unserer Ausbildung. Nach den ersten neun Monaten in der Werkschule wurden wir in der Produktion in Schinznach-Bad eingesetzt. Dort hatten wir Gelegenheit, in sämtlichen Bereichen der Fahrzeugherstellung zu arbeiten: Spenglerei, Malerei, Sattlerei, Logistik, mechanische Abteilung, und auch in der für den Unterhalt aller Anlagen zuständigen Schlosserei wurden wir jeweils für ein paar Wochen oder Monate eingesetzt.

An was erinnern Sie sich speziell gern zurück?

Anschliessend kamen wir im Reparaturzentrum Birrfeld zum Einsatz, wo wir endlich in die Technik der Karosserie-Reparaturarbeiten eingeführt wurden. Verunfallte Fahrzeuge wieder flottzumachen, war schliesslich der Hauptzweck unserer Ausbildung, und einige meiner ehemaligen Kollegen sind noch heute der Ansicht, dass dieser Bereich zu kurz gekommen sei. Ich bin anderer Meinung. Die neunmonatige Grundausbildung in der Werkschule war einmalig, davon kann ich noch heute profitieren. Und auch der Einsatz in der Fahrzeugproduktion bleibt unvergesslich. Wer kann schon von sich behaupten, bei der Herstellung der klassischen amerikanischen Autos wie dem Chrysler Valiant, Dodge Dart und Plymouth Barracuda selber Hand angelegt zu haben.

Wie ging Ihr Berufsweg nach der Automontage-Zeit weiter?

Nach der Ausbildung in Schinznach-Bad blieb ich meinem Beruf vorerst treu. Zuerst arbeitete ich in verschiedenen Karosseriebetrieben, erlernte zusätzlich die Neuanfertigung von Karosserieaufbauten sowie das Lackieren von Fahrzeugen. Später durfte ich dann die Spenglerei und Malerei des heutigen AMAG Betriebs in Dulliken leiten. In dieser Zeit hatte ich täglich Kontakt mit Schadenexperten von diversen Versicherungsgesellschaften. Mit diesen Spezialisten verhandelten wir den Reparaturweg und die Kosten für die Instandsetzung der verunfallten Fahrzeuge. Ich durfte die Interessen der Reparaturfirma und der Kundschaft vertreten. Im Alter von etwa 32 Jahren habe ich dann die Seiten gewechselt und wurde Fahrzeugexperte bei der damaligen Winterthur-Versicherung. Nach ein paar Jahren an der Front durfte ich auch bei meinem neuen Arbeitgeber spannende und leitende Aufgaben innerhalb der Assekuranz übernehmen. Dem Automobilgewerbe und ganz besonders dem Karosseriebereich blieb ich also mein ganzes Arbeitsleben lang eng verbunden.

Schinznach